Was sind Frühblüher?

Zuerst einmal zur Begriffserklärung. Frühblüher sind Pflanzen, die sehr früh im Jahr blühen, teilweise bereits im späten Winter oder frühen Frühling, wenn die Temperaturen noch kühl sind. 

Frühblüher sind für viele früh fliegende Insekten überlebensnotwendig.

Das Erwachen der ersten Insekten aus dem Winterschlaf hängt stark von den klimatischen Bedingungen ab. Sobald die Temperaturen über einen längeren Zeitraum hinweg regelmässig über ca. 10° bis 15° liegen, kann man bereits die ersten Insekten rumfliegen sehen. Die Temperaturen variieren natürlich je nach Region und Höhenlage. In tieferen Lagen und wärmeren Regionen erwachen die ersten Insekten früher im Jahr, möglicherweise bereits im Februar oder März. In höheren Lagen und kälteren Gebieten kann es etwas länger dauern, bis die Temperaturen ausreichend steigen, oft erst im April oder sogar später.

Die ersten Wildbienen zum Beispiel schlüpfen bereits mit den ersten Sonnenstrahlen im März. Zu diesen gehören zum Beispiel die Holzbiene oder verschiedene Mauerbienenarten. Sind die früh erwachten Insekten erstmal unterwegs, haben sie – verständlicherweise – Hunger! Sie machen sich auf die Suche nach Nektar und Pollen. Fündig werden sie dann bei frühblühenden Wildblumen und einigen Gehölzen. 

Damit die fleissigen Geschöpfe auch schnell satt werden, sollten wir ihnen einen reich gedeckten Tisch anbieten. Und, wenn wir ehrlich sind, tut es auch uns gut, nach dem grauen Winter schöne Farbtupfer im Garten oder auf dem Balkon zu bestaunen. 

 

Gehörnte Mauerbiene Osmia cornuta von Lancan auf Adobestock Holzbiene Fotolyse Adobe Stock
 Gehörnte Mauerbiene - Lancan auf adobestock.com   Holzbiene - Fotolyse auf adobestock.com

 

 

Draba aizoides – Immergrünes Felsenblümchen

Das immergrüne Felsenblümchen produziert bereits ab Februar auffällige Blüten mit einem sternförmigen Aussehen. Die Blüten haben in der Regel eine gelbe Farbe, bilden oft dichte Teppiche und werden ca. 5 bis maximal 10 cm hoch. Die gelben Teppiche bieten in alpinen Gebieten einen spektakulären Anblick. 

Die Pflanze ist gut an extrem karge und felsige Umgebungen angepasst. Sie entwickelt kurze, kompakte Wuchsformen, um den starken Winden und den kargen Böden der alpinen Regionen standzuhalten. Sie ist also super für Steingärten geeignet und fühlt sich auch als Kübelpflanze wohl.  

Durch ihre sehr frühe Blütezeit ist das immergrüne Felsenblümchen für ein frühes Insektenbuffet unerlässlich. 

 

Draba aizoides 1

 Draba aizoides – Immergrünes Felsenblümchen

 

Primula veris – Frühlings-Schlüsselblume

Die Primula veris ist eine der ersten Blumen, die im Frühling blüht. Ihr Erscheinen wird oft als Symbol für den Beginn der wärmeren Jahreszeit angesehen. Ihre Blüten präsentiert sie von März bis April, teilweise sogar schon im Februar

Die Frühlings-Schlüsselblume wird ca. 10-25 cm hoch und ist meist in kleineren oder grösseren Gruppen anzutreffen. Quasi ein Rudeltier. Ihre gelben Blüten trägt die Pflanze auf einem langen, stehenden oder nickenden Blütenstiel

Die Primula veris dient mehreren Schmetterlingsraupen und weiteren Insekten als Futterpflanze. So auch der Raupe des Schlüsselblumen-Würfelfalters – diese ernährt sich hauptsächlich von verschiedenen Schlüsselblumen (wie der Name schon erahnen lässt). 

Die Frühlings-Schlüsselblume war bereits im Mittelalter eine vielfach eingesetzte Heilpflanze. Sie wurde unter anderem gegen Atemwegsentzündungen, Gicht sowie Angst und Nervosität angewendet. Hildegard von Bingen bezeichnete sie als „Hymelslozel“, wovon sich der schon sehr alte Name „Himmelschlüssel“ ableitet. Seit dem 14. Jahrhundert ist die Primula veris ein religiöses Symbol für die Auferstehung Christi.


Primula veris

Primula veris – Frühlings-Schlüsselblume

 

 

Potentilla verna (neumanniana) – Frühlings-Fingerkraut 

Das Frühlings-Fingerkraut beginnt bereits im März zu blühen und hält dann bis im Mai durch. Bei guter Pflege ist es sogar möglich, dass die Pflanze im Juli erneut ihre schönen, gelben Blüten präsentiert! So dient das Pflänzchen gleich zweimal als Futterquelle. Spätestens im Oktober ist dann aber definitv Schluss. 

Das Frühlings-Fingerkraut wird zwischen 5-30 cm hoch und hat einen teppichartigen WuchsObwohl die Pflanze zierlich aussieht, ist die Potentilla verna robust und kann in verschiedenen Umgebungen gedeihen. Allgemein ist die Pflanze äusserst pflegeleicht (der erneuten Blüte im August sollte also wenig im Weg stehen 😉). 

In der Volksmedizin wurden Teile der Potentilla verna traditionell zur Behandlung von verschiedenen Beschwerden wie Magenproblemen, Durchfall und Hauterkrankungen eingesetzt.

Potentilla verna Daniel Ballmer commons.wikimedia.orgPotentilla verna – Frühlings-Fingerkraut - Daniel Ballmer auf commons.wikimedia.org

 

 

Pulsatilla vulgaris – Gemeine Kuhschelle oder Küchenschelle

Die Küchenschelle blüht bereits im März, bis in den April hinein und stellt somit schon früh Nektar und Pollen zur Verfügung. 

In verschiedenen Kulturen wird die Küchenschelle als Symbol für Fruchtbarkeit, Neubeginn und den Übergang von Winter zu Frühling betrachtet. Ihre violette Blüte mit gelben Staubgefässen markiert oft den Beginn einer neuen Vegetationsperiode und wird mit Hoffnung und Erneuerung in Verbindung gebracht. Interessanterweise lässt die Küchenschelle ihre silberhaarigen Blätter erst nach der Blüte erscheinen. Nach der Blütezeit beeindruckt die Pflanze mit ihrem langanhaltenden, wuscheligen Samenstand. 

Die gemeine Küchenschelle ist zwar sehr schön, aber in allen Teilen giftig! Ihre Blätter und Wurzeln enthalten toxische Verbindungen, die bei Verzehr zu ernsthaften Vergiftungserscheinungen führen können. 

Verschiedenste Arten von Insekten, wie zum Beispiel Mauerbienen, Seidenbienen und Hummeln freuen sich über das frühe Nahrungsangebot der Pulsatilla vulgaris. Ausserdem bietet sie Lebensraum für die Raupen einiger Schmetterlingsarten. Dadurch trägt sie zur Biodiversität und zum ökologischen Gleichgewicht natürlicher Lebensräume bei.

 

Pulsatilla vulgaris klein Pulsatilla vulgaris 15.06.08 Pulsatilla vulgaris Knospe

 Pulsatilla vulgaris – Küchenschelle

 

 

Globularia bisnagarica – Gemeine Kugelblume

Die gemeine Kugelblume blüht etwas später, nämlich von April bis Juni. Bei warmen Temperaturen kann es jedoch auch sein, dass das Pflänzchen bereits früher im Jahr mit dem Blühen beginnt. 

Sie ist eine niedrig wachsende Staude mit kleinen, kugelförmigen, blauen Blüten, die in dichten Büscheln wachsen. Ihre Blätter sind meist länglich und behaart und auch im Winter grün. 

Auch die gemeine Kugelblume, wie alle bisher vorgestellten Pflanzen, ist als Frühblüherin eine wichtige Futterpflanze für eine Vielzahl von Insekten.

Achtung: Die gemeine Kugelblume ist giftig! Der Hauptwirkstoff ist hierbei das bitterschmeckende Globularin, welches bei Menschen zu Erbrechen, Koliken, Durchfall, Schwindel und einem Kollaps führen kann.

 

Globularia bisnagarcia 1

Globularia bisnagarica – Gemeine Kugelblume 

 

 


Quellen

https://wildbieneundpartner.ch/blogs/garten-tipps/gartentipps-teil-1-die-richtigen-wildblumen-fur-wildbienen